Mittwoch, 30. Juli 2014

Das Leben und seine Überraschungen, die niemand braucht!

Ich dachte ja, es würde so langsam mal Ruhe einkehren, aber irgendwie hat dieses kleine, derzeitig beschissene (entschuldigt den Ausdruck) Leben immer wieder etwas Neues zu bieten, was ich bewältigen muss. So kam es also, dass ich mich am Montag mit einem handfesten Zusammenbruch auseinandersetzten musste, der für mich sehr überraschend kam.

Ich war noch morgens einkaufen, hab etwas in der Wohnung gemacht, als ich Punkte / Flackern vor den Augen hatte. Das hatte mich noch nicht so beunruhigt, denn das kannte ich vom Studium. Das hatte ich ab und an in Stresszeiten und darauf folgte meist eine ganz ausgewachsene Migräne. Also legte ich mich kurzerhand mit einer Aspirin aufs Sofa und hoffte auf das Beste, aber genau das trat nicht ein. Im Gegenteil, es wurde immer schlimmer, so schlimm, dass ich Atmennot bekam und so langsam in einen Zustand aus Zuckerwatte abglitt. Ich versuchte alles, von Beine hoch legen, runter legen, hinsetzten, nichts half, also schleppe ich mich ins Bett. Dort war es kühl und dunkel, aber die Atemnot nahm zu, so dass ich im völligen Delirium meine Mann anrief. Er kam dann samt Rettungsdienst und ich hörte ganz weit entfernt, wie mein Mann über die letzten drei Wochen sprach, über die Aspirin, meine Gerinnungsproblematik usw. aber ich konnte nichts mehr außer nach Luft ringen dazu beitragen. Es ging also nach einer Erstversorgung mit Blaulicht ins Krankenhaus. Ich wurde verkabelt, als würde es um Leben und Tot gehen und bekam natürlich mal wieder Zugänge, manche mehr schlecht als recht, dank meiner Venen, aber mir war alles egal, es war eh weit entfernt und ich war mittlerweile zusätzlich noch mit klappernden Zähnen und taub werdenden Körperteilen beschäftigt. Nach ein paar Stunden beruhigte sich alles und mir wurde erklärt, dass es sich um eine Hyperventilierung gehandelt hat. Und ganz ehrlich, ich lästere nie wieder über Personen, die komplett durchdrehen und behaupte, das die Person ja gleich hyperventiliert. Jetzt weiß ich nämlich, was das bedeutet und das ist nicht witzig!
Vll. einen kleiner Auszug darüber:

"Autor des Beitrags: © Dr. Rolf Merkle, Diplom-Psychologe

Hyperventilieren ist eine Art des Überatmens. In mehr als 95% der Fälle hat das Hyperventilieren eine psychische Ursache. Vor allem tritt es in Verbindung mit intensiven Gefühlen von Angst, Wut und Ärger auf.

Wenn wir hyperventilieren, atmen wir mit den Brustmuskeln, statt mit dem Zwerchfell. Wir atmen dabei schneller und/oder tiefer, als es für die Versorgung unseres Körpers mit Sauerstoff und den Abbau des Kohlendioxids nötig ist.

Nur wenn wir kämpfen oder flüchten müssen, benötigen wir eine so große Energiezufuhr.

Das falsche Atmen bewirkt dann, dass wir zu viel Sauerstoff einatmen und zu viel Kohlendioxid ausatmen. Es kommt zu einer Übersäuerung unseres Blutes. Außerdem werden die Muskeln zwischen den Rippen überdehnt.

Welche Symptome können beim Hyperventilieren auftreten?

Das Hyperventilieren äußert sich gewöhnlich zunächst durch ein Kribbeln in den Lippen, dann ziehen sich die Lippen zusammen.

Danach setzt sich das Kribbeln in den Fingern, Händen und Füßen fort. Schließlich können sich die Finger zusammenkrampfen, was auch als Pfötchenstellung bezeichnet wird.

Meist treten beim Hyperventilieren folgende Beschwerden auf:

Schwindel
Benommenheit
Nachlassen der Konzentrationsfähigkeit
Schwarzwerden vor den Augen
verschwommene Wahrnehmung
Erweiterung der Pupillen
Erstickungs- oder Würgegefühle
Schluckbeschwerden oder Kloß im Hals
Atemnot oder Kurzatmigkeit
Beklemmungsgefühle oder Schmerzen in der Brust
Herzklopfen, Herzrasen, Herzstolpern
Bauchschmerzen oder Übelkeit
Schwächegefühle
Mattigkeit
Zittern
Schwitzen oder Frieren
Verspannungen und Muskelschmerzen
Neigung zu Krämpfen
unwillkürliches Muskelzucken
Druck im Kopf und Oberbauch
Unwirklichkeitsgefühle
Angst, ohnmächtig zu werden
Angst, die Kontrolle zu verlieren, verrückt zu werden, zu sterben
Gefühl, neben sich zu stehen."

Es war also nicht wirklich angenehm und für mich auch völlig unbekannt. Aber ich habe es als Warnschuss verstanden. Den Dienstag ist dann mein lieber Mann auch noch zuhause geblieben, was sehr gut war, denn ich habe den körperlichen Zusammenbruch noch ein wenig am nächsten Tag gespürt und musste sehr viel weinen und da war es gut nicht alleine gewesen zu sein.
So blöd wie sich das vll. anhört, aber ich bin froh, dass alles mal rausgekommen ist und ich mir jetzt nicht mehr das Tempo vorgeben, wann ich wieder zu funktionieren habe, sonder akzeptiere, dass es mir mein Körper und natürlich meine Seele vorgibt und ich darauf hören sollte. Die ganze Planung, die ich im Kopf hatte bzgl. der nächsten Monate, was arbeiten, Kinderwunschbehandlung etc. angeht ist in weite Ferne gerückt. Ich weiß jetzt mehr denn je, dass ich noch Zeit brauche und mir gute Dinge gönnen muss. Dinge, die mich glücklich machen, ohne Zeitkorsett.

Vielleicht noch kurz am Rande. Ich durfte nach meinem Besuch beim Gerinnungsspezialisten vergangenen Freitag, die Heparin Spritzen absetzten, was sich schon mal sehr befreiend anfühlt und Dr. Nugent war auch sehr zuversichtlich am Telefon, dass bei der Ausschabung nichts angerichtet wurde und hat mich gebeten, einfach die nächsten Monate mal darauf zu achten, wie sich die Schleimhaut und meine Regelblutung verhält. Und sollte dann etwas komisch sein, ist er natürlich weiterhin jederzeit für mich da.

Ich hoffe, jetzt kehrt endlich Ruhe ein.........